Am 14. September werden in NRW die Räte und die Bürgermeister gewählt. Auch in Kaarst stellt sich die Frage: Wer wird künftig im Rathaus als Chefin oder Chef der Verwaltung tätig sein und wer wird im Rat bestimmen?
Für die Bürger*innen in Kaarst ist der Lärm, der von startenden und landenden Flugzeugen am Flughafen Düsseldorf verursacht wird, mehr als nur ein Ärgernis, er gefährdet unseren Schlaf, unsere Gesundheit und beeinträchtigt unsere Lebensqualität.
Wir wollten deshalb von den Kandidierenden für das Amt der/des Bürgermeister/Bürgermeisterin wissen, wie sie zum Thema Fluglärm stehen.
Auf unsere Fragen haben geantwortet: Christian Horn-Heinemann (CDU), Lothar Fink (SPD) und Mirko Düssel (Freie Wähler).
Ihre Antworten finden Sie auf dieser Seite.
Nicht geantwortet haben: Uschi Baum (FDP), Bodo Korzeniewsky (Wir für 41561) und Sylvia Kotzian-Kaesgen (Zentrumspartei).
Frage 1: Fühlen Sie sich persönlich von Fluglärm belästigt?
Christian Horn-Heinemann: Da ich unter der Ein- und Abflugschneise auf dem Schlehenweg in Holzbüttgen lebe, bin ich natürlich betroffen und fühle mich persönlich oft stark belästigt.
Lothar Fink: Ich wohne mit meiner Familie in Holzbüttgen. Grundsätzlich wusste ich, dass der Flughafen Düsseldorf in der Nähe liegt und über Kaarst Starts und Landungen stattfinden. Ich ärgere mich über den Fluglärm, und besonders über die nächtlichen Landungen.
Mirko Düssel: Ich bin selbst von Fluglärm betroffen, was im Rahmen Ihrer Bürgerinitiative aber nicht den Ausschlag gibt. Viel wichtiger ist mir die Belastung der Bürgerinnen und Bürger in Kaarst. Diese sind möglichst vollständig zu minimieren.
Frage 2: Wie stehen Sie zum Antrag des Flughafens Düsseldorf auf Erweiterung der planbaren Flüge von heute 45 pro Stunde auf 60 und die vorgesehene Flexibilisierung der Ersatzbahn?
Christian Horn-Heinemann: Hier hat es den Anschein, dass Ihre Frage eine rhetorische ist. Selbstverständlich muss eine Erweiterung der planbaren Flüge auf 60 pro Stunde in jedem Fall verhindert werden. Das gilt in gleichem Maße für die Flexibilisierung der Ersatzbahn.
Lothar Fink: Grundsätzlich sollte es einen fairen Ausgleich zwischen den Interessen des Flughafens und der Anwohner geben. Dies ist bereits heute nicht der Fall, da der Flughafen regelmäßig gegen die geltenden Nachtflugbestimmungen verstößt. Landungen bis Mitternacht sollen eigentlich die absolute Ausnahme sein, sie sind aber leider die Regel. Wenn die Zahl der zulässigen Starts und Landungen sogar noch um 1/3 gesteigert werden würde, kann sich jeder vorstellen, was das für uns bedeutet. Ich halte das nicht für zumutbar und werde als Bürgermeister alles tun, damit es nicht dazu kommt. Sollte aber der Verkehrsminister entgegen der Interessen der Anwohner dem Antrag des Flughafens stattgeben, würde ich dem Rat empfehlen, gemeinsam mit “Kaarster gegen Fluglärm” gegen den Genehmigungsbescheid zu klagen.
Mirko Düssel:Ich unterstütze Ihr Anliegen, die Belastungen der Bürgerinnen und Bürger durch Fluglärm zu reduzieren, ohne Einschränkung.
Frage 3: Die Umgebungslärmrichtlinie der Europäischen Union vom 25. Juni 2002 sieht in Art. 8 die Aufstellung von Lärmaktionsplänen für Großflughäfen vor. Im Unterschied zu anderen Bundesländern gibt es für die Großflughäfen in NRW keine Lärmaktionspläne, wie dies 2019 auch von den Anrainerkommunen des Flughafens Düsseldorf gefordert worden ist. Werden Sie sich mit uns und den anderen Kommunen erneut gegenüber der Landesregierung für einen Lärmaktionsplan für den Flughafen einsetzen?
Christian Horn: Ich halte effektive Lärmaktionspläne für sehr sinnvoll. Inwieweit und auf welche Weise eine neue Initiative zum Erfolg führen kann und wird, muss im Detail besprochen werden, denn Sie kennen die verschiedenen Interessenvertreter, deren Macht und deren Einfluss nicht zu unterschätzen ist. Hier muss ein kluger Ansatz entwickelt werden, um ggf. schließlich zum Erfolg zu kommen.
Lothar Fink: Ja. Die Stadt Kaarst hat im aktuellen Lärmaktionsplan in Frühjahr 2025 beschlossen, einer Initiative der Städte beizutreten, mit der der die Landesregierung aufgefordert wird, für den Flughafen Düsseldorf einen Lärmaktionsplan zu erarbeiten. Darin sollten, nach dem Vorbild anderer Flughäfenstandorte Lärmminderungspläne, die Prüfung leiserer Anflugverfahren und andere Instrumente festgelegt werden, um den Lärm für die Betroffenen zu senken. Leider ist dieser Beschluss durch die Bürgermeisterin bis heute nicht umgesetzt. Ich würde mich darum in den ersten 100 Tagen meiner Amtszeit kümmern.
Mirko Düssel: Soweit es die Ausweitung der Emissionen durch den Flughafen Düsseldorf und die bisher nicht vorhandenen Lärmaktionspläne betrifft, würde ich mich gerne mit Ihnen oder/und Ihrer Bürgerinitiative austauschen, damit ich Ihre Sichtweise vollständig nachvollziehen und wir möglichst einen gemeinsamen Weg finden, der anstehenden Erhöhung der Emissionen entgegen zu treten.
Frage 4: Der Flugbetrieb am Flughafen Düsseldorf emittiert neben Lärm auch gesundheitsgefährdende Schadstoffe, insbesondere Ultrafeine Partikel (UFP), die in entsprechender Dosierung zu schweren Erkrankungen führen können. Bislang werden diese Emissionen nicht durch Messstationen erfasst. Werden Sie unseren Verein darin unterstützen, dass Messstationen, wie sie auch nach der EU-LuftqualitätsRL vorgesehen sind, möglichst bald errichtet werden, damit die Belastung ermittelt werden kann?
Christian Horn-Heinemann: Ich halte die neben der Lärmbelastung bestehenden Gesundheitsrisiken für enorm relevant. Sie sind in den vergangenen Jahren ja auch hinlänglich beschrieben und analysieret worden. Und diese sollten noch breiter in die Bevölkerung getragen werden. Deshalb halte ich u.a. Ihre Initiative und das Engagement für enorm wichtig. Immer wieder darauf hinzuweisen, die Menschen sensibel zu machen und zu motivieren, im Schulterschluss ihre Stimmen zu erheben und zu protestieren, ist ein wichtiger Baustein, irgendwann gehört zu werden. Ich habe allerdings den Eindruck, dass dies sehr mühsam und das Bohren dicker Bretter ist.
Lothar Fink: Ultrafeine Partikel stellen auch für die Menschen in Kaarst eine Gefährdung ihrer Gesundheit dar. Wir wissen aber nicht genau, wie stark wir den vom Flughafen ausgehenden Emissionen ausgesetzt sind. Die Einrichtung einer Messstation, die ich unterstütze kann aber nur ein erster Schritt sein, der uns mehr Informationen darüber liefert, in welchem Ausmaße unsere Mitbürger*innen von gefährlichen Emissionnen betroffen sind. Wir sollten gemeinsam auf den Flughafen Düsseldorf einwirken, damit dieser den Tankbetrieb auf entschwefeltes Kerosin umstellt. Dieses enthält etwa um ein Drittel weniger Ultrafeine Partikel.
Mirko Düssel: Die Messstationen für die Ultrafeinen Partikel (UFP) sind aus meiner Sicht zwingend. Nur so kann die Höhe der Belastungen konkret benannt und die Wirksamkeit von Maßnahmen festgestellt werden. Auch hier würde ich Sie bitten, mich inhaltlich abzuholen, um dieses Projekt aktiv zu unterstützen.